Ein Zeitsprung für Dispatcher ins Jahr 2030 / Showroom-Termin stieß auf gute Resonanz
Mal angenommen, nach umfangreichen Verstärkungs- und Ausbaumaßnahmen im Übertragungsnetz wäre das Planungsnetz 2030 bereits nahezu realisiert, die installierte Leistung auf Basis erneuerbarer Energieträger beträgt wie im Planungsszenario bereits das Dreifache der Spitzenlast und die verbliebende konventionelle Kraftwerksleistung würde nicht mehr allein ausreichen, um die Spitzenlast zu decken. Wie werden die Dispatcher dieses Netz mit der dezentralisierten Einspeisung sicher betreiben können? Welche Werkzeuge werden dafür in der Leitwarte benötigt? Inwieweit werden die Erneuerbaren bereits zur Bereitstellung der benötigten Systemdienstleistung beitragen? Und welche Rolle werden dabei marktorientierte Lösungen und andere Sektoren wie Wärmemarkt, Mobilität und Industrie spielen? Diese elementaren Fragen zur Energiewende im Elektrizitätssystem standen im Mittelpunkt der Teilnehmerdiskussion beim WindNODE*-Showroom-Termin der Projektpartner Universität Leipzig und GridLab am 11. März 2019 im Dispatchertrainingszentrum der GridLab GmbH. Hieran nahmen rund 20 Vertreter von Berlin Partner, Bosch, e2m, der Berliner Initiative „Meine Energie für meine Stadt“, Siemens, TU Berlin und Vattenfall teil, weitere Teilnehmer konnten die Veranstaltung dank einer Online-Übertragung für die WindNODE-Akademie über das Internet verfolgen.
Der Showroom-Termin begann mit einem Überblick über den Projektarbeitsstand im Kontext „Strommarkt und Stromnetz – Vorfahrtsregeln im Energiesystem der Zukunft“ durch die Uni Leipzig und der Erläuterung von GridLab-Studienergebnissen zur Analyse der Netzdienlichkeit von dezentralen Flexibilitäten am Beispiel der in Berlin mit einer Leistungsgröße von mehr als 100 MW in Errichtung befindlichen Power-to-Heat-Anlage. Im Anschluss führten Experten der GridLab am Beispiel des im SCADA-basierten Dispatchertrainingssimulator implementierten 2030-Planungsszenarios für das nordostdeutsche Übertragungsnetz kritische künftige Netzengpasssituationen und operative Lösungsansätze nach klassischem Ansatz bis hin zur Anwendung von Redispatch und Phasenschiebertransformatoren vor. Hierbei wurden die Grenzen der heutigen Dispatcher-Eingriffsmöglichkeiten verdeutlicht und die Diskussion mit den Teilnehmern eröffnet. Dabei wurden insbesondere die Opportunitäten einer umfassenden künftigen Einbeziehung von dezentralen Flexibilitäten als neue Werkzeuge für die Dispatcher der Netzleitwarten diskutiert, wobei sowohl Strommarkt basierte Lösungsansätze wie das „Nodal-Pricing“ über die Etablierung von lokal-regionalen Systemdienstleistungs-Marktmechanismen bis hin zu dynamischem Netzentgelten im Mittelpunkt standen.
Beim nächsten Showroom-Termin werden dann anhand des implementierten 2030er Dispatchertrainingsszenarios bereits auch erste dezentrale Lösungsansätze der Engpassbewältigung und Spannungshaltung durch Dispatcher vorgeführt werden können. Über den konkreten nächsten Showroom-Termin in 2019 werden wir rechtzeitig vorher informieren. Bleiben Sie dran!
* WindNODE ist eines von fünf großen Verbundprojekten, die im Rahmen des Programms „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG)“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) in der Laufzeit 2017-2020 gefördert werden. Das WindNODE-Konsortium wird vom nordostdeutschen Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission GmbH geführt.